Diese Frage stellten sich Jens, Nico und ich. Als echte Kaffeeexperten wissen die beiden, wie wichtig Wasser fĂŒr den Kaffee ist. SchlieĂlich besteht er zu mindestens 90 Prozent aus Wasser. Und so haben wir kurzerhand beschlossen, den geschmacklichen Einfluss von Wasser auf Kaffee zu erforschen. Dabei haben wir sowohl den Einfluss des Wassers zum Espresso (in einigen LĂ€ndern ist es ĂŒblich, vor dem Espresso ein Glas Wasser zu trinken, um den Gaumen zu neutralisieren und den vollen Geschmack des Kaffees wahrnehmen zu können) als auch zur Zubereitung von Filterkaffee untersucht.
Zuerst haben wir die WĂ€sser einzeln probiert, um uns mit ihrem Geschmack vertraut zu machen. Bei der Auswahl der WĂ€sser habe ich darauf geachtet, dass sie sich in ihrer Mineralisierung unterscheiden. Die folgenden fĂŒnf WĂ€sser haben wir fĂŒr die Verkostung verwendet:
Da die WasserhĂ€rte bei der Kaffeezubereitung eine wichtige Rolle spielt, habe ich den jeweiligen HĂ€rtegrad berechnet und mit angegeben. Die WasserhĂ€rte spielt in zweierlei Hinsicht eine wichtige Rolle. Zum einen vertragen Kaffeemaschinen kein hartes, kalkhaltiges Wasser. Und zum anderen kann zu hartes Wasser die Aromen des Kaffees ĂŒberdecken. Aber Vorsicht: Wenn das Wasser zu weich ist, kann es die SĂ€ure und die Aromen nicht zur Geltung bringen, und der Kaffee kann zu sauer schmecken.
Wasser zum Espresso Nachdem Nico die Maschine eingestellt hatte, starteten wir mit zwei Espressosorten: Nicaragua und Verde. WĂ€hrend sich der Nicaragua durch eine schokoladige Note und eine sehr dezente SĂ€ure auszeichnet, hat der Verde einen krĂ€ftigeren Körper mit deutlich mehr SĂ€ure. Bei der Verkostung haben wir jeweils einen Schluck Wasser genommen und dann den Espresso dazu probiert. âïž Tipp: Wenn Du das zu Hause nachmachen möchtest, warte, bis der Espresso etwas abgekĂŒhlt ist. Dann kannst Du die Aromen besser wahrnehmen.
Das Ergebnis: Bei beiden Sorten konnten deutliche Geschmacksunterschiede festgestellt werden. WĂ€hrend beim Nicaragua die beiden WĂ€sser mit einem hohen Calciumgehalt ĂŒberzeugten, war es beim Verde das Wasser mit einem etwas höheren Natriumgehalt. Interessanterweise konnte dieses Wasser beim Nicaragua am wenigsten ĂŒberzeugen. In beiden FĂ€llen waren wir uns schnell einig, dass ein Espresso, der sich durch eine leichte SĂŒĂe und eine sehr dezente SĂ€ure auszeichnet, besser mit einem sĂŒĂlichen, calciumreichen Wasser harmoniert, wĂ€hrend das natriumhaltige Mineralwasser die SĂ€ure eines krĂ€ftigen, sĂ€urebetonten Espresso am besten hervorhebt.
Wasser fĂŒr die Zubereitung von Filterkaffee Nun war unsere Neugierde groĂ. Wir wollten mit den WĂ€ssern unbedingt einen Kaffee zubereiten. Da Kaffeemaschinen sehr empfindlich auf hartes Wasser reagieren, haben wir uns fĂŒr die Zubereitung von Filterkaffee entschieden. Zur Zubereitung haben wir die Sorte Kenya verwendet. Ein leichter Kaffee mit beeriger SĂ€ure und karamelliger SĂŒĂe.
Das Ergebnis: Bereits beim EinfĂŒllen in den Filter waren deutliche Unterschiede zwischen den einzelnen WĂ€ssern zu erkennen. WĂ€hrend die niedrig mineralisierten WĂ€sser kaum auffielen, hatte sich bei den stark mineralisierten WĂ€ssern Schaum gebildet. Auch die FlieĂgeschwindigkeit war deutlich langsamer und die Farbe dunkler und intensiver. Diese Unterschiede wurden bei der anschlieĂenden sensorischen Verkostung ĂŒbertroffen. So stellten wir unter anderem fest, dass ein stark mineralisiertes Wasser zu einer milchigen Konsistenz fĂŒhrt und die Mineralien die Aromen des Kaffees vollstĂ€ndig ĂŒberdeckten. Dadurch schmeckte der Kaffee sehr fade. Weniger mineralhaltige WĂ€sser hingegen erzeugten das typische MundgefĂŒhl und lieĂen dem Kaffee seine Aromen. Wie schon beim Nicaragua passte auch hier das Wasser mit einem hohen Calciumgehalt geschmacklich am besten. Es betonte sowohl die karamellartige SĂŒĂe als auch die beerige SĂ€ure des Kaffees.
Zusammenfassend lĂ€sst sich sagen, dass Wasser in jedem Fall einen groĂen Einfluss auf den Geschmack des Kaffees hat - sowohl das Wasser, das zum Espresso gereicht wird, als auch das Wasser, das fĂŒr die Zubereitung des Kaffees verwendet wird. Je nach aromatischen Eigenschaften der Kaffeebohne kann Mineralwasser unterstĂŒtzend oder kontraproduktiv wirken. Es hat sich auch gezeigt, dass hartes Wasser nicht immer einen negativen Einfluss auf den Geschmack des Kaffees haben muss. Vor allem die Kaffeesorten, welche sich durch eine sĂŒĂliche Note auszeichnen, harmonieren mit diesen WĂ€ssern.
Vielen Dank an Jens & Nico fĂŒr die tolle Erfahrung.
Wenn auch Du an einer Wasserverkostung in Kombination mit Kaffee interessiert bist oder Fragen zu diesem Thema hast, dann schreibe mir.
Viele GrĂŒĂe
Timo Bausch
Zertifizierter Wassersommelier
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Ăber Timo Bausch
Meine Faszination fĂŒr MineralwĂ€sser begann im Jahr 2016 wĂ€hrend der Ausbildung zum Wassersommelier. Seitdem beschĂ€ftige ich mich mit den Besonderheiten und der Vielfalt von WĂ€ssern. Neben dem Pairing von Wasser mit Speisen, Wein, Kaffee und anderen GetrĂ€nken biete ich Wasserkarten fĂŒr Restaurants und Hotels. Zudem liegt es mir am Herzen, auf die Wichtigkeit des Wassertrinkens aufmerksam zu machen.
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